Nürburgring: Geschichte einer berühmten Rennstrecke

Nürburgring: Geschichte einer berühmten Rennstrecke
Nürburgring: Geschichte einer berühmten Rennstrecke
 
1928 eröffnet
 
Der Nürburgring ist eine Motorsportrenn- und -teststrecke, die in der Hohen Eifel in Rheinland-Pfalz liegt, südlich von Adenau. Mit seinem Bau wurde im Jahr 1925 begonnen, eröffnet wurde der Nürburgring am 28. 06. 1928. Er hat zwei Rundkurse, die Nordschleife (20,8 km lang, 73 Kurven) und die Grand-Prix-Strecke (1984 eröffnet, 4,556 km lang).
 
Der Nürburgring ist eine der bedeutendsten Rennstrecken der Welt und hat eine über siebzigjährige Tradition. Erster prominenter Sieger war 1928 Rudolf Caracciola. Im selben Jahr gewann Christian Werner auf Mercedes den Großen Preis von Deutschland. Bei diesem Rennen gab es allerdings auch ein erstes Todesopfer: Der tschechische Bugatti-Fahrer Vincenz Junek starb bei einem Rennunfall. Insgesamt starben bis heute am Ring bei Rennsportveranstaltungen mehr als 80 Menschen.
 
 Die Zeit der »Silberpfeile«
 
Die Weltwirtschaftskrise am Ende der 20er-Jahre wirkte sich auch auf den Nürburgring aus, unter anderem durch zurückgehende Zuschauerzahlen. Mit den »Silberpfeilen« von Auto Union und Mercedes kamen dann wieder bessere Zeiten auch an den Nürburgring zurück. So ging ab 1934 die Zuschauerzahl wieder hoch. Im Jahr 1936 gewann Bernd Rosemeyer für Auto Union den Großen Preis und auch das Eifelrennen. Im folgenden Jahr hieß der Sieger beim Großen Preis Rudolf Caracciola. Der Nürburgring zog immer mehr Menschen an. So sahen 1938 über 200 000 Zuschauer den Sieg des Briten Richard Seaman auf Mercedes beim Großen Preis von Deutschland. 1939 trug sich dann wieder Rudolf Caracciola in die Siegerliste ein. Der Rundenrekord, den Hermann Lang bei diesem Rennen mit 9:52,2 Minuten für die Nordschleife aufstellte, blieb dann bis 1956 unangetastet. Allerdings beherrschten in den nächsten Jahren nicht Rennsportereignisse das Geschehen am Nürburgring, sondern Leid und Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg auch in die Eifel brachte. Es gab zu dieser Zeit keinerlei Motorsport mehr auf der berühmten Rennstrecke, und das Sporthotel Tribüne wurde umgebaut und als Unterkunft für Ausgebombte, später auch als Lazarett genutzt. In der Endphase des Krieges wurde der Nürburgring von den Streitkräften der Alliierten stark zerstört.
 
 1947 das erste Nachkriegsrennen
 
Das erste Rennen, das nach dem Krieg stattfand, war am 17. 08. 1947 das »Eifel-Pokal-Rennen«. Im Folgejahr gab das Land Rheinland-Pfalz ein Darlehen von 270 000 DM, sodass die Rennstrecke weiter restauriert werden konnte. Am 22 05. 1949 wurde dann auf dem renovierten Ring das »Eifel-Pokal-Rennen« ausgetragen, am 07. 08. 1949 folgte der Große Preis vom Nürburgring — für Motorräder, sowie für Renn- und Sportwagen. 1950 gab es wieder einen Großen Preis für Rennwagen, der allerdings noch nicht zur im selben Jahr gestarteten Formel-1-Serie gehörte, der aber alle europäischen Spitzenfahrer am Start sah. Sieger wurde der Italiener Alberto Ascari auf Ferrari. Am 01. 08. 1954 feierten beim Großen Preis von Europa die neuen Silberpfeile von Mercedes ihre Deutschland-Premiere.
 
 Immer wieder Fangio
 
Vor über 400 000 Zuschauern gewann der absolut beherrschende Fahrer jener Zeit, Juan Manuel Fangio, den Großen Preis von Europa des Jahres 1954. Fangio gewann auch 1956 (auf Ferrari) und 1957 (auf Maserati) den Großen Preis auf dem Nürburgring. Da hier seit 1955 auch Läufe für die Motorrad-Weltmeisterschaft stattfanden, war der Nürburgring in den 50er-Jahren wieder in den Mittelpunkt der Motorsportwelt gerückt. Das letzte Rennen der 50er-Jahre brachte eine einschneidende technische Neuerung: Der Wagen des siegreichen Tony Brooks war mit Scheibenbremsen ausgerüstet. Allerdings forderte der Nürburgring auch in diesem Rennen ein weiteres Opfer, denn der Ferrari-Fahrer Peter Collins starb im Streckenabschnitt »Pflanzengarten«, als er von der Strecke abkam und sich überschlug. 1960 belegte dann der neue Zuschauermagnet Wolfgang Graf Berghe von Trips hinter Stirling Moss den zweiten Platz. Auch in den folgenden Jahren trugen sich berühmte Namen in die Siegerliste des Großen Preises ein: Graham Hill gewann 1963, 1964 hieß der Sieger John Surtees, 1966 gewann Jack Brabham.
 
 Auch Rudi Altig gewann am Nürburgring
 
Im selben Jahr feierten die Deutschen allerdings einen Radsportler ganz besonders, der sein Rennen am Nürburgring gewann:
 
Rudi Altig wurde Profi-Straßen-Radweltmeister. Im Jahr des 40. Bestehens des Nürburgrings gewann 1967 erstmals Porsche beim ADAC-1000-Kilometer-Rennen.
 
 1970 Protest der Formel-1-Fahrer
 
Mehrere schwere Unfälle brachten dann die Formel-1-Fahrer im Jahr 1970 dazu, die Nordschleife des Nürburgrings für zu gefährlich zu erklären und sofortige Umbaumaßnahmen zu fordern. Sprecher der Fahrer war Jochen Rindt, der kurze Zeit später — in Monza — tödlich verunglückte.
 
Den Forderungen der Fahrer wurde entsprochen, noch 1970/71 erfolgte ein Umbau für insgesamt 17 Mio. DM. Fangzäune und Leitplanken wurden installiert, außerdem bekam die Nordschleife Seitenstreifen. Dadurch wurde sie sicherer, aber auch schneller. Den Großen Preis von 1971 gewann Jackie Stewart auf Tyrell-Ford. Die nächste Unruhe gab es dann im Jahr 1974, als sich die Motorradfahrer weigerten, auf der Nordschleife anzutreten. Auch die Formel-1-Fahrer forderten im selben Jahr weitere Umbauten, die Millionensummen verschlungen hätten.
 
 Laudas Unfall brachte 1976 das Ende für die alte Strecke
 
Das Ende für die Nordschleife kam dann 1976: Die Bilder vom Unfall Niki Laudas und seinem brennenden Fahrzeug lösten einen derartigen Schock aus, dass danach auf dieser Strecke kein Formel-1-Rennen mehr stattfand. Bis Ende der 70er-Jahre kam es zu einem politischen Ringen um die Zukunft des Nürburgrings. Viele Planungen blieben unvollendet, immer wieder taten sich große Geldnöte auf, sodass der 1977 vom Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH gefasste Entschluss, eine moderne, kürzere Rennstrecke zu bauen, lange in Ansätzen stecken blieb. Während dieser Zeit waren die Motorrad-WM-Läufe der einzige Höhepunkt auf dieser Strecke. Als mit der geplanten neuen Strecke nichts voran ging, gab es im Jahr 1980 sogar eine Demonstration der Rennsportfans für die Rettung des Nürburgrings. Es entstand eine Bewegung, die den Titel »Rettet den Nürburgring« trug.
 
1981 war es dann endlich so weit. Der Bund schied aus der Nürburgring GmbH aus und zahlte 40 Mio. DM, das Land Rheinland-Pfalz, der zuständige Landkreis und auch der ADAC — über den Verein »Ja zum Nürburgring« — brachten die benötigte Investitionssumme auf, sodass am 30. 11. 1981 der erste Spatenstich für den Neubau der Rennstrecke erfolgen konnte.
 
 1984 Eröffnung der neuen Grand-Prix-Rennstrecke
 
Am 12. 05. 1984 wurde dann die neue Grand-Prix-Rennstrecke eröffnet, und am 7. 10. 1984 fand auf dem neuen Nürburgring wieder ein Formel-1-Rennen statt, das der Franzose Alain Prost auf McLaren gewann.
 
Im folgenden Jahr hieß der Sieger Michele Alboreto auf Ferrari. Das allerdings war zunächst der letzte Formel-1-Sieger, da diese Rennen von nun an auf dem Hockenheimring stattfanden. Rennsportlich gab es ab 1986 einen Ersatz für die Formel 1, zumindest was das Zuschauerinteresse anging. In diesem Jahr fand erstmals der »Truck-Grand-Prix« des ADAC Mittelrhein statt, der sich seither eines riesigen Zuspruchs erfreut.
 
Immer mehr wurde der Nürburgring zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der strukturschwachen Eifel. 1995 war es dann auch wieder so weit: Die Formel 1 kehrte auf den Nürburgring zurück. Der Sieger des Rennens am 1. 10. 1995 hieß Michael Schumacher. Er war damit der erste deutsche Fahrer, der einen Lauf der Formel-1-WM auf dem Nürburgring gewann.
 
 Mehr als nur Rennsport
 
Neben dem Rennsportgeschehen ist der Nürburgring mittlerweile Schauplatz vieler Veranstaltungen, die nicht immer nur mit dem Rennsport zu tun haben: Bereits 1985 hatte ein großes Spektakel Premiere, das sich seitdem ununterbrochener Beliebtheit erfreut: die Rockmusik-Veranstaltung »Rock am Ring«. Ferner gibt es einen Nürburgring-Lauf auf der Nordschleife, ebenfalls finden Radsportveranstaltungen auf dem Nürburgring statt, zudem ist er auch außerhalb der Rennsportveranstaltungen ein Anziehungspunkt für viele Touristen. Außerdem finden hier Testfahrten der Industrie statt. Schließlich hat der Nürburgring das modernste Fahrsicherheitszentrum Europas und die längste Kartstrecke Deutschlands (das »Kart-Motodrom« hat eine Länge von 1,33 km).
 
 
Jörg-Thomas Födisch und Robert Ostrovsky: Grüne Hölle Nürburgring. Gießen 21995.
 Jörg-Thomas Födisch und Robert Ostrovsky: 70 Jahre Nürburgring. Königswinter 1997.
 Thora Hornung: Die Nürburgring-Story. Stuttgart 31997.

Universal-Lexikon. 2012.

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